Im Urlaub neue Gewohnheiten anfangen, ist das sinnvoll?

Mit der Vorfreude auf den Urlaub kommen bei mir auch gleich hochmotivierte Pläne für die Zeit fern vom Alltag. Schon Wochen vorher träume ich davon, was ich im Urlaub alles machen möchte: Projekte, die schon schon lange liegengeblieben sind, aber auch neue Gewohnheiten, für die mir im Alltag Zeit und Muße fehlen. Endlich habe ich Zeit mich mit meinen Zielen zu befassen und wenn ich es im Urlaub erstmal angefangen habe kann ich es danach ja sicher fortsetzen. Mehr Sport, mehr lesen, feste Zeiten für Kreativität, plötzlich scheint alles möglich. Der Urlaub verspricht die Chance auf einen mentalen Reset.
Aber ist der Urlaub wirklich der richtige Moment, um mit neuen Gewohnheiten zu starten oder mache ich mir da etwas vor?

Warum der Urlaub ein guter Startpunkt sein kann

  1. Endlich mal mehr Zeit
    Im Urlaub habe ich plötzlich Zeit. Echte, unverplante Zeit und das am Stück und nicht in Häppchen zwischen den üblichen Terminen. Ich kann den Tag freier gestalten und mich Dingen widmen, die im Alltag immer hinten runterfallen. Und genau das macht es leichter, etwas Neues auszuprobieren. Ich muss nichts dazwischenquetschen, sondern kann einfach anfangen und austesten. Und wenn etwas länger dauert ist es auch nicht schlimm. Allein das fühlt sich schon wie ein kleiner Neustart an.
  2. Motivation durch Tapetenwechsel
    Sobald ich an einem neuen Ort bin, denke ich oft: „Jetzt fange ich was neues an.“ Und das fühlt sich auch gar nicht nach Mühe an, eher nach Lust auf Veränderung. Die andere Umgebung, der Abstand zum Alltag, der Blick aufs Meer oder die Berge, all das hilft auch im Kopf neue Wege zu gehen und sich neues auch zuzutrauen. Wenn das Alte kurz nicht mehr sichtbar ist, wirkt das Neue greifbarer. Und manchmal braucht es genau diesen kleinen Abstand, um sich selbst und seine Möglichkeiten mit neuen Augen zu sehen.
  3. Chance auf bewusstes Ausprobieren
    Im Alltag geht vieles oft automatisch und hektisch. Im Urlaub dagegen entsteht die Chance, ganz bewusst, mit Ruhe und Achtsamkeit neue Gewohnheiten zu testen. Ohne vom Alltag überrollt zu werden und ohne Erfolgsdruck kannst du ausprobieren, wie sich bestimmte Verhaltensweisen anfühlen, sie jeden Tag neu anpassen und mit deinem eigenen Tempo experimentieren. Dabei stellt sich evtl. sogar raus, dass eine Idee auf dem Papier besser war als in der Praxis, aber auch das ist okay.

Warum der Urlaub auch trügen kann

  1. Künstliche Bedingungen
    Was im Urlaub leicht erscheint, kann im Alltag schwer durchzuhalten sein. Wenn du z. B. im Urlaub jeden Morgen joggen gehst, aber zu Hause früh zur Arbeit musst, wird diese Gewohnheit womöglich schnell wieder fallen gelassen. Die Umgebung, der Tagesablauf und die mentale Verfassung im Urlaub sind oft weit entfernt von der Realität zu Hause. Das kann zu unrealistischen Erwartungen führen.
  2. Mangelnde Nachhaltigkeit
    Neue Gewohnheiten brauchen Wiederholung, idealerweise im Kontext deines realen Lebens. Wenn du deine neue Routine nur an Urlaubstagen geübt hast, fehlt oft die Verknüpfung mit deinem normalen Tagesablauf. Ohne diese Verbindung ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Gewohnheit nach dem Urlaub schnell vergessen oder verdrängt wird.
  3. Urlaub als Erholung statt Umbruch
    Für manche Menschen ist der Urlaub vor allem eines: eine Pause. Wer zu viel Veränderung hineinpackt, fühlt sich danach nicht erholt, sondern ausgelaugt. Denn neue Gewohnheiten erfordern Energie und mentale Kapazität, wer es damit übertreibt kann den Erholungseffekt des Urlaubs schmälern.

Wann es sinnvoll sein kann – und wie man es richtig macht

1. Reflektiere ehrlich:
Willst du etwas verändern, weil du wirklich motiviert bist oder weil du gerade „Urlaubsenergie“ hast? Nur Letzteres reicht meist nicht aus. Frag dich, ob der Wunsch nach Veränderung auch im Alltag Bestand hätte und ob du bereit bist, dafür Platz in deinem Leben zu schaffen.

2. Starte klein:
Statt dein ganzes Leben umzubauen, probier eine Mini-Gewohnheit aus, z. B. täglich 5 Minuten Dehnen oder eine 15 minütige Aufräumrunde am Abend. Kleine Schritte sind nicht nur leichter umzusetzen, sie steigern auch die Erfolgschancen, weil sie weniger Überwindung kosten und schneller zur Routine werden.

3. Plane den Transfer in den Alltag:
Überlege schon im Urlaub, wie du die neue Gewohnheit nach dem Urlaub in deinen gewohnten Tagesablauf einbauen kannst. Besonders wirksam ist es, neue Routinen an bereits bestehende Gewohnheiten zu knüpfen – etwa nach dem Zähneputzen, beim morgendlichen Kaffee oder vor dem Schlafengehen. Achte schon im Urlaub darauf, eine Gewohnheit auszuwählen, die sich an eine Alltagssituation anbinden lässt, die es auch zu Hause gibt. So erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass du auch nach dem Urlaub dranbleibst.

4. Nutze den Urlaub als Testlauf:
Der Urlaub muss nicht der endgültige Startpunkt sein, aber er kann eine gute Testphase sein. Wenn sich die neue Gewohnheit stimmig anfühlt, kannst du nach dem Urlaub mit einem guten Plan und einer realistischeren Erwartungshaltung richtig loslegen. Diese Proberunde hilft dir auch, mögliche Stolperfallen frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu entwickeln.


Im Urlaub mit neuen Gewohnheiten zu starten, kann sinnvoll sein – wenn du es bewusst und realistisch angehst. Nutze die freie Zeit, um dich selbst besser kennenzulernen und Neues auszuprobieren. Aber nimm dir nicht zu viel vor und achte darauf, ob deine neuen Routinen auch im Alltag Platz finden können. Mit einem guten Plan für den Übergang vom Urlaubsmodus zurück in den Alltag erhöhst du die Chance, dass aus deinem Urlaubstestlauf wirklich eine langfristige Veränderung wird.

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