Die häufigsten Fehler beim Ordnung schaffen und Aufräumen

Wenn Ordnung schaffen zur Dauerbaustelle wird, liegt das meist nicht an mangelnder Disziplin oder fehlender Moptivation, sondern daran, dass wir unbewusst immer in die gleichen Fallen tappen. Es sind kleine Gewohnheiten und Denkweisen, die uns bremsen, statt zu helfen.
In diesem Artikel erfährst Du, welche Fehler beim Aufräumen besonders häufig sind und wie Du sie vermeidest, um endlich nachhaltig Ordnung zu schaffen und beim Aufräumen wirklich voranzukommen.

Warum ich einen Unterschied zwischen Aufräumen und Ordnung schaffen mache habe ich übrigens hier erklärt: Aufräumen und Ordnung schaffen- Gibt’s da einen Unterschied?

1. Du nimmst zu viel auf einmal in die Hand

Das ist der Klassiker – und mein persönlicher Lieblingsfehler (weil ihn fast alle machen).
Du nimmst ein Ding aus dem Regal, was dort nicht hingehört – und dann noch eins, was da ja auch nicht hingehört und noch eins und das ja auch.
Und dann stehst du mit vollen Armen da und realisierst: Ich habe gar keinen Plan. Wohin jetzt mit allem?

Das Problem: Jeder Gegenstand steht für mindestens zwei Entscheidungen.

  • „Behalten oder nicht?“
  • Wenn ja: „Wo bewahre ich es auf“ / Wenn nein: „Wie entsorge ich es oder gebe es weiter?“.

Nimmst du zu viele Dinge gleichzeitig in die Hand, schiebst du eigentlich nur auf die erste Frage zu beantworten. Dafür hast du plötzlich zehn, zwanzig oder mehr Entscheidungen auf einmal vor dir. Das lähmt.

Ganz abgesehen davon, dass noch die Fragen „Womit fange ich an“ und „Wie lege ich jetzt eine Sache wieder ab ohne dass mir der ganze Stapel von den Armen rutscht?“ hinzukommen.

Besser: Eine Sache nach der anderen.
Es klingt banal, aber diese Entschleunigung ist der Schlüssel.
Wenn du dich auf eine Entscheidung konzentrierst, triffst du sie klarer und ohne Druck. Jede getroffene Entscheidung kann ihr eigenes kleines Erfolgserlebnis sein und Dopamin ausschütten. Das gibt Bestätigung statt Überforderung. Und du siehst, dass es stetig vorangeht.


2. Du legst die Dinge ab, nicht weg

„Ich leg das nur kurz hierhin.“
Ein scheinbar harmloser Satz, aber er ist der Anfang jedes neuen Stapels.
Abgelegte Dinge sind Entscheidungen, die vertagt wurden. Dabei sind sie nicht weg, sie scheinen nur für den Augenblick etwas weniger dringend.

Weglegen heißt: du hast entschieden.
Du hast den Gegenstand gesehen, bewertet und seinen Platz gefunden.
Ablegen heißt: du hast die Entscheidung auf später verschoben.
Und später kommt immer erst dann, wenn der Stapel kippt oder etwas darin gesucht wird.

Mach dir das bewusst: Ordnung entsteht beim Weglegen, nicht beim Stapeln.
Und ja, das bedeutet, den Weg zum Schrank, Keller oder Papiercontainer wirklich zu gehen.
Aber jedes Mal, wenn du das tust, wird dein Zuhause ein kleines bisschen ordentlicher.


3. Du verwechselst Beschäftigtsein mit Fortschritt

„Ich hab den ganzen Nachmittag aufgeräumt!“
Aber abends sieht es fast so aus wie vorher.
Kennst du das?

  • Versuche in einem Bereich zu bleiben und ihn so wenig wie möglich zu verlassen.
  • Musst du etwas woanders hinbringen um es richtig wegzuräumen, komme sofort zurück.
  • Triff zu allem, was Du in die Hand nimmst gleich eine Entscheidung (siehe Punkt 1).
  • Mach keine „Für Später“ Stapel (siehe Punkt 2).

Beschäftigtsein fühlt sich erstmal gut an, weil Du aktiv bist. Du wischst, stapelst und verschiebst. Aber am Ende ist nichts wirklich abgeschlossen, die Unordnung ist nur verlagert.
Fortschritt dagegen sind fertige Abschnitte, getroffene Entscheidungen, endgültig Aussortiertes: ein Weniger an Zeug.

Wenn du Ordnung schaffen willst, zähl nicht die Stunden, sondern die abgeschlossenen Bereiche.
Dann siehst du, dass du wirklich weiterkommst, auch wenn es erst in kleinen Schritten ist.


4. Du machst Dinge selbst, weil „es schneller geht“

Ein Satz, den ich in Familien und Partnerschaften oft höre:
„Bevor ich’s erklärt habe, mach ich’s lieber selbst.“
Das stimmt, aber nur kurzfristig. Langfristig bleibst du die Einzige, die Ordnung hält.

Wenn Ordnung im Mehrpersonenhaushalt funktionieren soll, müssen alle eingebunden sein.
Zeig, wie du Dinge sortierst. Erklär, warum du etwas so machst.
Die investierte Zeit zahlt sich aus. Nicht nur für dich, sondern auch für deine Kinder, die so zu selbstständigen Erwachsenen werden können.
Lass Kinder, Partner, Mitbewohner ihre eigenen Bereiche verantworten – vielleicht sieht es dort nicht so aus, wie du es dir vorstellst, aber jeder darf für seinen Bereich auch eigene Strukturen finden.


5. Du fasst zu große Kategorien

Stell dir einen Kleiderschrank vor, in dem die Hemden auf Bügeln an der Stange hängen, die Hosen ordentlich gefaltet auf Regalbrettern liegen und die Socken und Unterwäsche jeweils in einer Schublade ihren Platz haben.
Die Kategorien Hemden, Hosen, Socken und Unterwäsche machen es leicht, alles zu finden. Wir greifen morgens von jedem eins und verlieren keine Zeit.

Stell dir dagegen vor, die Kategorie hieße einfach Wäsche und alles wäre irgendwo im Schrank.
Ist das Hemd, das ich zu dieser Hose anziehen will, dann auf einem Bügel oder in einer der Schubladen?
Ist die Schublade leer, weil die Socken alle in der Wäsche sind, oder sind sie im Regal hinter die Hosen gerutscht?

Ich kenne WG-Küchen, die nach diesem Prinzip funktionieren. Die Kategorie heißt Geschirr, und alles wird da abgestellt, wo gerade Platz im Schrank ist.
Das verlangt beim Einräumen weniger Überlegen, macht aber beim Suchen umso mehr Aufwand: Wo ist die Müslischale, der kleine Topf oder der Schneebesen, der jetzt sofort gebraucht wird, weil in der Soße Klümpchen entstehen?

Zu große Kategorien machen es leicht, etwas irgendwo unterzubringen, aber schwer, es wiederzufinden.
Wenn du innerhalb deiner Kategorie suchen musst um etwas bestimmtes wiederzufinden, dann ist sie zu groß.
Die richtige Kategoriegröße zeigt sich im Alltagstest:
Funktioniert sie auch dann, wenn du müde bist, es eilig hast oder jemand anderes etwas wegräumt oder holen muss?

Eine gute Kategorie ist so konkret, dass du sie intuitiv verstehst, aber so weit gefasst, dass sie praktikabel bleibt.


6. Du fasst zu kleine Kategorien

Das andere Extrem tritt auf, wenn Kategorien zu fein aufgeteilt sind.
Dann wird das Ordnungssystem zwar theoretisch sehr genau, aber praktisch schwer nutzbar.

Ich sehe das oft bei Menschen, die besonders strukturiert vorgehen wollen.
Sie sortieren Stifte nach Farben, Küchenutensilien nach sehr spezifischen Verwendungszwecken oder Papiere nach Themen, die sich kaum unterscheiden.
Im Alltag kostet das mehr Energie, als es spart.
Wenn du bei jedem Gegenstand erst überlegen musst, in welche von fünf ähnlichen Boxen er gehört, wird Aufräumen zur Denksportaufgabe und funktioniert nicht mehr intuitiv.

Zu kleine Kategorien entstehen meist aus dem Wunsch, alles perfekt zu machen.
Aber Perfektion ist nicht das Ziel von Ordnung; Einfachheit ist es.

Eine gute Kategorie ist so gestaltet, dass du sie auch in einem vollen Tag mühelos bedienen kannst.
Wenn du dich fragst:

„Würde ich das auch noch so einsortieren, wenn ich müde bin?“
und die Antwort ist nein, dann ist die Kategorie wahrscheinlich zu fein gewählt (oder der Ablageort zu umständlich zu erreichen).

Natürlich gibt es Bereiche, in denen Genauigkeit wichtig ist –
In der Werkstatt zum Beispiel willst du Schrauben, Nägel und Dübel trennen, damit du im richtigen Moment schnell findest, was du brauchst.
Aber bei den größeren Dingen – bei Kleidung, Papieren oder Küchenutensilien – darfst du großzügiger denken.
Eine Schublade Kochhelfer funktioniert oft besser als vier kleine Halter für Schneebesen, Schöpflöffel, Zangen und Pfannenwender.

Die richtige Kategoriegröße ist also keine feste Regel, sondern eine Frage der Funktion:
Wie leicht kannst du etwas finden und wieder weglegen?
Wenn beides ohne Nachdenken klappt, ist deine Kategorie genau richtig.


7. Du nimmst dir zu viel vor

Der Plan ist groß: heute endlich der ganze Keller, das Arbeitszimmer oder „einmal alles durch“.
Das klingt entschlossen, aber solche Vorhaben sind schwer durchzuhalten.

Wer sich zu viel vornimmt, kommt schnell an den Punkt, an dem die Energie nicht reicht oder man mittendrin unterbrochen wird.
Dann bleibt der Anfang liegen, mitunter sieht es schlimmer aus als vorher und der halbfertige Bereich erinnert an das, was man nicht geschafft hat. So entsteht ein frustrierendes Gefühl von Stillstand entsteht. Aber eigentlich fängt die Überforderung hier sogar schon vor dem Aufräumen an, weil wir unterbewusst doch ganz gut einschätzen können, was realistisch ist.
Dabei war der Anfang eigentlich gut.

Ordnung entsteht nicht im großen Wurf, sondern in machbaren Schritten.
Ein klar begrenzter Bereich, den du an einem Nachmittag oder in einer Stunde wirklich abschließen kannst, bringt mehr als jedes „Jetzt mache ich alles“.
So bleibt das Tun überschaubar, die Motivation erhalten und Unterbrechungen werfen Dich nicht aus der Bahn.


8. Du verzettelst dich

Du nimmst dir vielleicht gar nicht zu viel vor, nur die Oberfläche Deiner Kommode aufräumen, aber du machst trotzdem zu viel gleichzeitig.
Du willst einen Gegenstand woanders hinbringen, dort siehst Du die Rechnung, die noch nicht überwiesen ist, beim Onlinebanking poppt eine Email auf, die du beantworten willst. Die Kaffeetasse vom Schreibtisch bringst Du dann noch in die Küchen und da ist ja noch die Spülmaschine auszuräumen. Eins führt zum nächsten, du springst von einem Raum zum anderen und ehe du dich versiehst, hast du an drei Stellen begonnen, ohne bei einer davon wirklich voran zu kommen.

Das passiert leicht, besonders wenn du schnell Ergebnisse sehen willst.
Doch wer ständig springt, sammelt offene Enden.

Hilfreich ist, dich innerlich zu verankern: Ich bleibe hier, bis dieser Bereich fertig ist.
Wenn Du dich hier wiederfindest, dann arbeite mit einem Karton oder Korb in dem Du alles sammelst, das woanders hingehört. Das wird erst am Ende verteilt, damit Du fokussiert an der Aufgabe dranbleiben kannst. Plane aber auch für das Verteilen etwas Zeit ein und mache es zügig im Anschluss.

9. Du willst sofort perfekt sein

Perfektion ist der Feind von Fortschritt.
Viele Menschen glauben, Ordnung müsse auf Anhieb „richtig“ sein – jedes Fach, jede Box, jedes Label durchdacht. Das führt dann dazu, dass man gar nicht anfängt, denn den perfekten Zustand kann man ja gar nicht erreichen, man kann ja nur scheitern.
Aber die besten Systeme sind nicht perfekt sondern wachsen und verbessern sich in Etappen.

Denk beim Ordnung schaffen lieber in Versionen:

  • Die erste Runde bringt Übersicht.
    Sichte, was da ist, sortiere Überflüssiges aus.
  • Die zweite bringt Struktur.
    Wenn du weißt, was du behälst sortiere es in Kategorien, gerne erstmal in provisorischen Boxen. Nutze, was vorhanden ist.
  • Die dritte ist der Feinschliff.
    Wenn die Struktur stimmt und du ein System hast, mit dem du gut arbeiten kannst, darfst du dich um die Ästhetik kümmern und die provisorischen Boxen und Organizer durch schöne ersetzen.

Je öfter du dich mit deinem Raum beschäftigst, desto besser spürst du, was wirklich zu dir passt.


10. Du arbeitest gegen dich, nicht mit dir

Das ist vielleicht der stillste, aber wichtigste Punkt.
Manchmal orientieren wir uns zu starr an Vorgaben von Außen: an Ratgebern, Trends oder Instagram-Bildern.
Aber Ordnung funktioniert nur, wenn sie zu deinem Alltag und deiner Persönlichkeit passt.

Bist du jemand, der lieber sieht, was er hat? Dann sind geschlossene Boxen vielleicht nichts für dich.
Magst du visuelle Ruhe? Dann brauchst du klare Flächen statt offener Regale.
Orientierst Du dich viel an Farben? Dann wirst Du mit einheitlichen Gewürzdosen in deiner Küche nicht glücklich, auch wenn die mattschwarzen Schilder mit der Kreideschrift auf Pinterest so gut aussehen.
System und Optik müssen für dich passen.

Wenn du das verstanden hast, wird Aufräumen nicht mehr zur Pflicht, sondern zur Pflege deines eigenen Wohngefühls.


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1 Gedanke zu „Die häufigsten Fehler beim Ordnung schaffen und Aufräumen“

  1. „Du verwechselst Beschäftigtsein mit Fortschritt“ – erwischt 😀 Das kenne ich leider sehr gut. Dann springe ich von einer Aufgabe zur nächsten und bin die ganze Zeit wahnsinnig beschäftigt, ohne so richtig zu sehen, was ich den ganzen Tag über gemacht habe. Gut, das mal wieder vor Augen gefühlt zu bekommen, danke 😀 Auch die Überlegung mit den zu großen oder zu kleinen Kategorien ist sehr spannend. Ich kenne beide Probleme 😀 Der letzte Absatz „Du arbeitest gegen dich, nicht mit dir“ war vor einigen Jahren ganz entscheidend für mich. Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich mich immer beim Aufräumen ärgere, dass ich nicht schon vorher aufgeräumt habe. Oder mich dafür anmotze, dass es an irgendeiner Ecke schlimm aussieht. Als mir das klar wurde, habe ich sehr aktiv damit aufgehört und solchen Gedanken immere einen anderen dagegengesetzt: „ICh bin ja gerade dabei.“ Dieses liebevolle Umgehen mit mir selbst hat beim Thema Ordnung wahnsinnig viel verändert. Vielen Dank jedenfalls für diesen Text! Ich weiß mal wieder etwas genauer, wo ich gleich beim Aufräumen hinschauen werde, um mit dieser ja eher langweiligen Aufgabe nicht auch noch unnötig Zeit zu verschwenden. Liebe Grüße, Birgit

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