Eigentlich wollte ich einen Kommentar schreiben zu einem Blogbeitrag von Esther Carbajo über Bulletjournaling, der mir so sehr aus der Seele spricht, aber dann wurde es viel zu lang für einen Kommentar.
Genau wie Esther war mein erster Kontakt mit dem System dieses Video vom Bullet Journal Erfinder Ryder Carroll. Das hat mich sofort überzeugt und mich im Beruf damals zwischen tausend To-Dos nicht nur über Wasser gehalten, sondern super produktiv werden lassen. Das wichtige dabei für mich: Es muss immer präsent und aufgeschlagen auf dem Schreibtisch liegen.
Wenn man etwas findet, dass einem eine solch enorme Verbesserung bringt, dann beschäftigt man sich natürlich mehr damit, möchte mehr Input zum Thema, noch mehr darüber erfahren, was das System vielleicht noch besser macht.
Oder in meinem Fall mit dem Bullet-Journal: Will sich mehr damit beschäftigen, findet aber nur noch Input, der vom eigentlichen, hilfreichen Kern wegführt, das System aufwändiger macht und verwässert. Ich hatte einfach keine Zeit kunstvolle Handlettering Überschriften und Rahmen zu zeichnen, Tracker einzufügen und auszufüllen oder mir kleinteilige Farbcodierungen zu überlegen. Zumal nichts davon für den eigentlichen Zweck einen Mehrwert brachte.
Mir war schnell klar: Zu viel Verzierung und Schnickeldi ist am Ende doch nur eine Form von Prokrastination oder Pseudo-Produktivität. Ein „Ich befasse mich mit meinen Aufgaben ohne sie angehen zu müssen.“
Ein Farbsystem für verschiedene Aufgabenbereiche habe ich anfangs versucht, um ein Gleichgewicht zwischen Müssen und Wollen zu finden, aber schnell wieder aufgegeben.
Überhaupt, hat nur das berufliche Bullet Journal von Anfang an funktioniert, das private jahrelang nicht. Das lag wohl daran, dass das berufliche auf meinem Schreibtisch lag und immer präsent war. Das private hingegen hatte erst keinen festen Platz und wenn es einen hatte, war ich da ja die meiste Zeit nicht, sondern eher immer irgendwo im Haus unterwegs.
Zwei Dinge haben vor etwa vier Jahren meinem privaten Journal zum Durchbruch verholfen:
– Ein Umzug, der einen zentraleren, offensichtlicheren Platz für das Journal und weniger Clutter drumherum ermöglichte.
– Der Wechsel von schwarzen, grünen oder dunkelblauen Notizbüchern zu leuchtenden, auffälligen Farben.
Mit dem beruflichen Wechsel von angestellt zu selbstständig gab es schließlich nur noch ein Bullet Journal für alles. Es klingt paradox, aber gerade dadurch, dass ich private und berufliche Aufgaben jetzt in einem Buch habe, fällt es mir leichter berufliche Arbeitsblöcke zu Hause von privaten Aufgaben abzugrenzen und eine Balance zwischen beiden zu finden. Hätte ich zwei Bücher, hätte ich beim Arbeiten das Arbeits-Journal auf dem Tisch und immer im Hinterkopf, dass es da noch eine andere Liste gibt, auf der Sachen sein könnten, die jetzt dringend sind, die ich aber nicht sehe und deshalb vielleicht nicht rechtzeitig erledige.
Alles auf einem Daily Log bedeutet für mich: alles sichtbar, alle Prioritäten geklärt, Gewissen beruhigt.
Innen hat sich mein mein Bullet Journal auch in der Struktur mit der Zeit an meine Bedürfnisse angepasst. Es gibt keine Monats- oder Wochenpläne mehr, kein Inhaltsverzeichnis und keine designierten Abschnitt für Notizen. Mein Bullet Journal besteht inzwischen tatsächlich nur noch aus Daily Logs, unterbrochen von Notizseiten, wo sie gerade gebraucht werden. Dafür werden die Daily Logs aber gerne auch schon mal für die nächsten 7 Tage angelegt um aufkommende, aber nicht ultra-dringende Aufgaben gleichmäßig auf die kommenden Tage zu verteilen. Das hilft mir meinen Daily log nicht zu überfüllen. Gleichzeitig stelle ich mir die Frage: Ist die Aufgabe so wichtig/dringend, dass sie den Platz an dem Tag wert ist? Denn jeder Tag bekommt nur eine Seite und weiter als 5-7 Tage im Voraus werden keine Plätze auf der Liste vergeben.
Langfristige Vorhaben kamen früher auf eine Liste am Ende des Buchs, aber ich musste feststellen, dass sie dort aus den Augen und aus dem Sinn sind. Seit kurzem kommen Projekte mit mittel- bis langfristigen Zielen auf eine Karteikarte und dann auf einen Stapel, der auch sehr präsent auf der Ecke meines Schreibtisches liegt. Den blättere ich von Zeit zu Zeit durch und kleinere Unteraufgaben, die zur Zielerreichung beitragen, schaffen es dann wieder auf die Daily Logs im Bullet Journal.
Die Daily Logs kommen bei mir mit wenigen Symbolen aus:
- einem großen Kreis für Termine
- einer Checkbox zum Abhaken für Aufgaben
- einem Punkt für Ereignisse
In der Checkbox kann am Ende des Tages ein Häkchen (erledigt), Pfeil (verschoben) oder ein Punkt (angefangen, aber nicht beendet) stehen.

Vielleicht komme ich irgendwann auch wieder zum Bullet Journal zurück. Gerade dieses minimalistische ist etwas, was ich auch brauche. Dabei mag ich so Doodles und Rahmen und das was du so schön „Schnickeldi“ nennst, sehr gerne. Sehen. Bei anderen 😉
Danke für die Erinnerung an das Eigentliche und Liebe Grüße
Angela